Erfahren Sie mehr über das Kaliber 9S

High-beat movement 45GS, released in 1968
Das High-Beat-Uhrwerk 45GS, erschienen 1968

8 Halbschwingungen oder 10? Eine einfache Frage mit großer Wirkung

Das leise Ticken einer mechanischen Uhr ist das Geräusch der Ankergabel, die jedes Mal in die Zähne des Ankerrads in der Hemmung eingreift, wenn die Unruh schwingt. Bei den meisten mechanischen Uhren ist dieses Geräusch 8-mal in der Sekunde zu hören, was bedeutet, dass es sich um ein Uhrwerk mit 8 Halbschwingungen handelt. Sowohl die Armbewegungen des Trägers als auch die Schwerkraft selbst können einen erheblichen Einfluss auf die Präzision der Bewegungen der Hemmung haben, sodass die große Herausforderung darin besteht, diese Effekte zu minimieren. Der offensichtlichste Ansatz ist, die Anzahl der Halbschwingungen zu erhöhen, was viele Uhrmacher dann auch versuchen. Die Tatsache, dass es auf der Welt so wenige Uhrwerke gibt, die 10 Halbschwingungen pro Sekunde oder mehr haben, sagt einiges darüber aus, wie schwierig es in der Praxis ist, die notwendige Haltbarkeit der Komponenten zu erreichen, welche durch die erhöhte Schwingungszahl größeren Belastungen ausgesetzt sind. Seit den 1960er Jahren gehören die Uhrmacher von Grand Seiko zu den Wenigen, die diese Herausforderung gemeistert haben; zu sehen in den Uhrwerken 4529 und 6145, die 10 Halbschwingungen pro Sekunde haben.

Barrel containing the mainspring
Federhaus mit der Hauptfeder

Neue Legierungen für höhere Leistung

Wenn die Schwingungszahl der Unruh erhöht wird, führt dies zu einem proportional größeren Energieverbrauch der Hauptfeder. Durch den Wechsel von einem Uhrwerk mit 8 Halbschwingungen auf eins mit 10 Halbschwingungen wird 1,5-mal mehr Drehmoment benötigt und die Gangreserve wird um fast 40 % verringert. Zudem ist es notwendig, die Stoßfestigkeit zu erhöhen und die Energie der Unruhfeder zu erhalten. Seiko Instruments arbeitet seit mehr als einem halben Jahrhundert mit Universitäten und Forschungszentren zusammen, um neue Federn zu entwickeln. Die Hauptfeder des Kalibers 9S85 besteht aus Spron 530, einer Legierung, deren Entwicklung etwa sechs Jahre lang dauerte. Weitere fünf Jahre wurden für die Schöpfung von Spron 610 benötigt, was für die Unruhfeder verwendet wird. Ohne diese neuen Legierungen und Federn wäre die Entwicklung des Kalibers 9S85 nicht möglich gewesen.

The escape wheel
Das Hemmungsrad

Eine neue Fertigungstechnik für die wichtigsten Komponenten

Für das neue Uhrwerk mit 10 Halbschwingungen war auch die Verbesserung der Präzision jedes einzelnen Teils entscheidend, was nirgends so deutlich wird, wie bei der Hemmung, insbesondere wenn die Präzisionsfertigung zu einer deutlichen Leistungssteigerung führen konnte. Die Unruh im Kaliber 9S85 wird auf ein Millionstel Gramm genau gefertigt, um eine präzise Schwingungsbewegung sicherzustellen. Tatsächlich wäre die ganze Hemmung des Kalibers 9S85 nicht ohne den Einsatz des MEMS (Mikro-Elektronisches Mechanisches System) möglich gewesen, einer ultrapräzisen Fertigungstechnologie, die das Unternehmen durch sein Engagement in der Halbleiterherstellung meistern konnte. Diese Technik ermöglicht eine erheblich größere Präzision bei der Fertigung komplexer Komponenten, als sie je durch Schneidevorgänge zu erreichen wäre. Durch feine Aussparungen in Hemmungsrad und Ankergabel, sowie abgestufte Spitzen an den Zähnen des Hemmungsrads wurde eine größere Haltbarkeit erreicht, sodass die Ölhaltefähigkeit verbessert wurde. Das Kaliber 9S85 verwendet zwar eine traditionelle Hemmung, aber diese wird mit der besten Technologie des 21. Jahrhunderts hergestellt.